Allermeistens fallen mir ja Filme ein, oder jedenfalls sehr oft. Ich werde auch immer noch als Dokumentarfilmer wahrgenommen, obwohl ich gerade nicht eben dick im Geschäft bin. Wenn ich gefragt werde, was mein aktuellstes Projekt ist, dann sage ich, dass ich am liebsten einen Film über die Kinder im Ökodorf Sieben Linden drehen würde. So ein Film würde eine sehr inspirierende Perspektive auf „Gemeinschaft“ an sich und auf unser „Ökodorf“ im Besonderen eröffnen, aber auch Einblicke in das Leben der „Kinder der Gemeinschaft“ geben, die wir bislang noch nicht haben - obwohl die Frage wesentlich ist, was wir den Kindern mit unserem Lebensstil bieten und mitgeben können; daran muss sich unsere Idee „Ökodorf“ doch messen. Außerdem wäre das ein schöner Film, den viele gerne sehen würden. Das Interesse am „alternativen Leben“ ist ja da, und aufmerksame Neugierige wissen genau, dass die Kinder ganz deutlich spiegeln, wie erfolgreich wir unsere Projekte in die Tat umsetzen.
Wenn ich geschäftige Knirpse durch unser Dorf ziehen sehe, völlig von einem eigenen Bau- oder Spielprojekt absorbiert, dann wird mir manchmal erst klar, was wir mit oder trotz unseren erwachsenen Diskussionen, Rechnereien, Strukturüberlegungen, Konflikten, Befindlichkeiten, Geldsorgen und Beziehungsthemen hier schon geschaffen haben - einen geschützten Raum für die Kinder. Als ob die Kinder diejenigen sind, die von der Idee Gemeinschaft am meisten profitieren.
Das würde es im Film aber auch für ältere Kinder zu überprüfen gelten, deswegen würden mehrere (drei?) Kinder/Kindergruppen beobachtet, auch mit unterschiedlichen Mitteln, denn es gälte, nah bei ihnen zu sein. Vielleicht würde das in manchen Fällen nur gelingen, indem die Kinder ins Filmen einbezogen würden.
Wenn die Dreharbeiten und das entstehende Produkt entsprechend gelingen, wäre natürlich interessant, die porträtierten Kinder auf ihrem weiteren Lebensweg zu begleiten. Ich vermute, diese Absicht lässt Redakteure von heute vor Schreck erstarren (Folgekosten!) - aber schon mit dem Altersquerschnitt des hier angerissenen Films könnte herausgefunden werden, welche Bedürfnisse der Kinder von einer gemeinschaftlichen, „alternativen“ Lebensweise befriedigt werden und welche nicht. Die Teenager müssen sich natürlich viel mehr mit den Widersprüchen zwischen Heimatgemeinschaft und Außenwelt (Schule, Freunde, Verwandte, Medien) beschäftigen als Vorschulkinder - für den Film hochinteressant.
Diese Idee ist lebendig, das merke ich, wenn ich sie aufschreibe. Und weil ich trotz einigem Unsinn, den ich in diesem Blog hinterlasse, auch ernst genommen werden will, weise ich mal eben darauf hin, dass einige meiner Ideen durchaus schon wahr geworden sind:
- „Mein Heimatfilm“ (wurde zu „Schnee von Gestern“) war eine Idee von 2001, die 2004 zum ersten Mal aufgeschrieben, dann vielfach präsentiert, schließlich gedreht und nachgearbeitet wurde. Es gab eine erfolgreiche Premiere und inzwischen Filmplakate und fertige DVDs mit Untertiteln und Bonusmaterial. Fix und fertig, wenn auch nicht so erfolgreich wie gewünscht.
- „Leben unter Palmen“, mein Film übers Ökodorf Sieben Linden, kommt immer wieder richtig gut an, lief auf Festivals und im Fernsehen. Die Idee kam im April 2001, an Sylvester desselben Jahres konnte ich den Rohschnitt präsentieren.
- Ideen, die nicht ursprünglich von mir selbst initiiert, aber ausgestaltet wurden, waren die Filme übers „Los Geht's“, über „Genfrei Gehen“ und über das Projekt „U-DJ“ - allesamt zur Zufriedenheit der Auftraggeber fertiggestellt. „Es geht ja um Mutti.“, mein Diplomfilm, lief schon zweimal im Fernsehen und wurde richtig gut besprochen.
- 1997 schrieb ich einen Roman. Der entspricht allerdings nicht mehr meinen heutigen Vorstellungen von Literatur.
würfel - 29. Jan, 10:40