Werbung

29
Jan
2010

4 Die Werbesendung

Eine alte Idee, die immer noch so gut ist, dass sie sofort umgesetzt werden sollte: Die Werbesendung.
Werbung erfüllt heute eigentlich den Tatbestand der Gehirnwäsche. Mindestens den der Propaganda. Ja, ich weiß, ich habe schon bei der ersten Idee gegen Werbung gewettert... Aber das ist auch nötig! Lesen Sie weiter!
Versprochen wird preiswerte Ware, die glücklich macht. Nebenwirkungen werden nicht genannt, dabei ist der ungebremste Konsum für viele Probleme der Menschheit mitverantwortlich und bei fast allen zumindest indirekt beteiligt. Werbung ist der Dealer des Konsums, der Wirtschaft, der Trends. Globale Ungerechtigkeiten (die Polarisierungen zwischen Industrieländern und „Entwicklungsländern“), Energieverbrauch (der zu Umweltzerstörungen -Klimaveränderungen- und damit zu Lebensraumvernichtung und sogar zu Kriegen führt) und viele andere weltweite Probleme wären lösbar, wenn nicht wirtschaftliche Interessen dahinterstehen, die von Konsumenten mitgetragen werden, die das in den meisten Fällen gar nicht wissen und persönlich ablehnen würden. Ob eine bessere Welt möglich ist, werden wir nicht erfahren, wenn wir das Tabu nicht durchbrechen, die Wirtschaft und ihre Aktivitäten so kritisch zu beurteilen, wie wir auch die Politik durch die Medien begleiten - es nützt da ja schon wenig genug.

Werbekampagnen sind Teil unseres Lebens. Wir nehmen sie wahr und unterhalten uns darüber, weit mehr als über Theaterinszenierungen oder Hörfunkprogramme, die in den Medien ausführlich besprochen werden. Jeder kennt „Geiz ist Geil“, kaum einer kann den Werbebeilagen mit den großen, doch vermeintlich billigen Preisen widerstehen. Wir lassen unser Fernsehprogramm von Werbung unterbrechen und wenn in einem Restaurant das Radio angeschaltet ist, kommt niemand auf die Idee, bei Werbeeinspielungen leiser zu drehen. Doch wann wird über Kampagnen berichtet? Wo wird Werbung als kulturelles Element verstanden und entsprechend besprochen?Wann wird kritisiert, der Wahrheitsgehalt von Werbeaussagen überprüft, die Aussage in Zusammenhang mit der Produktion des Produktes gestellt? Wo wird in journalistischer Qualität mit den Konkurrenten verglichen, wo findet Empörung ein Forum, wo kann Werbeinformation auch mal bestätigt werden?
Längst überfällig:

Die Werbesendung.

„Die Werbesendung“ wird ein regelmäßig gesendetes, aktuelles Format fester Länge im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Die Länge von 30 Minuten erscheint sinnvoll. Mittelpunkt jeder Sendung wird eine aktuelle Werbekampagne. Wir stellen die Kampagne, ihren Umfang (Printmedien, Werbespots, Außenwerbung) und ihre Macher vor, sammeln spontane Eindrücke bei „Konsumenten“(will sagen: ganz normalen Menschen) durch Umfragen oder bei Screenings, berichten über das beworbene Produkt und vergleichen mit Hilfe von Experten die Aussage der Kampagne mit dem tatsächlich zum Verkauf stehenden Produkt. Was will die Kampagne erreichen, was kann das beworbene Produkt überhaupt leisten?
Weiterhin beleuchten wir die gesellschaftliche Position und Relevanz des Produktes. Was für volkswirtschaftliche Folgen hat es zum Beispiel, wenn Konzerne wie Metro (SATURN, „Geiz ist geil“) beherrschende Marktpositionen gewinnen?
Wir vergleichen beworbene Produkte mit Artikeln der Konkurrenz bzw. „Mitbewerbern“ und berichten kritisch über die Produktionsvorgänge, insbesondere, wenn Produkte in Fernost oder anderen Niedriglohnländern hergestellt werden.

Wir wollen die Wirtschaft nicht per se verurteilen – auf gar keinen Fall. Wir alle sind Wirtschaft. Wir können auch gar nicht zwischen gut und böse unterscheiden. Keine Firma soll isoliert kritisiert werden, wenn ihre Kritik auch für die Mitbewerber gilt.
„Die Werbesendung“ soll aber Möglichkeiten bieten, bewusste Produktion und ehrliches Marketing zu belohnen – der Verbraucher soll schlicht die Mittel zur Hand haben, selbst zu entscheiden, was er kauft oder nicht, und sich äußern können, wenn durch Werbung manipuliert, polemisiert oder schlichtweg genervt wird.

Kann und darf es „Die Werbesendung“ geben?

Politische Pressefreiheit ist uns sehr wichtig und gilt als Grundvorraussetzungen moderner Demokratien – die Abhängigkeit der Medien von Werbezeit kaufender Industrie dagegen ist gesetzlich nirgendwo geregelt, für die gibt es auch wenig Problembewusstsein in der Gesellschaft. Wie auch? Es gibt keine starken und "lauten", von der Werbewirtschaft unabhängigen Institutionen. Wer soll denn ansprechen, dass die Medien mitnichten frei, sondern mit wenigen Ausnahmen auch von Werbekunden abhängig sind? Es gibt werbefreie Rundfunkkanäle und –sender, aber deren Stimmen sind ungleich leiser zu vernehmen als der werbefinanzierte Mainstream. Außerdem sind sie oft selbst durch ein kompliziertes Gefüge mit abhängigen Institutionen verbunden, auch ARTE und 3Sat beispielsweise mit den deutschen öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten, die einen beträchtlichen Anteil ihres Budgets mit Werbeeinnahmen bestreiten. Auch die Politik ist von der Wirtschaft nicht unabhängig und nimmt Einfluss auf die Sender, obwohl deren Unabhängigkeit verfassungsrechtlich notwendig ist. Ich bin mir über diese Hintergründe bewusst. Trotzdem halte ich eine Sendung wie die hier umrissene für so notwendig und ihre Notwendigkeit auch für so einleuchtend, dass ich darauf hoffen darf, engagierte Redakteure, Politiker und Kreative zu finden, die ihre Umsetzung unterstützen.

Haben Sie gemerkt, dass ich diesen Text da nicht gerade eben live verfasst habe? Nein, ich habe ihn aus einem Exposé herauskopiert und rasch überarbeitet, das ich schon 2003 oder 2004 geschrieben habe. Ich sehe ja inzwischen gar nicht mehr fern und habe mich aus der täglichen Werbebeballerung ganz gut herausgezogen - aber das wäre mir immer noch ein Anliegen, für das ich zumindest eine Zeitlang den Wohnort wechseln und mich auf all die Kompromisse einlassen würde, die die Arbeit beim Fernsehen mit sich bringen würde. Redakteure: Rufen Sie mich an bzw. schreiben Sie mir!

13
Jan
2010

1 Die Ideen kommen - Würfel&Kollegen

Die Ideen kommen und es ist schön, wenn sie kommen. Es macht Spaß, sie durchzudenken und mir auszumalen, wie sie umgesetzt werden und mich schließlich zu einem zufriedenen, beschäftigten, geschätzten und wohlhabenden Mann machen. Und, im besten Fall, die Welt besser machen, Einkommensquellen für meine Freunde bereitstellen, andere Menschen auf gute Ideen bringen und der zerstörerischen Werbekommerzmarktwirtschaft ein bisschen Wind aus den Segeln nehmen.

LEIDER bedeuten die meisten Ideen viel Arbeit, die ich nicht unbedingt angehen will, sie benötigen Kapital zu ihrer Umsetzung, das ich nicht habe, oder sie bringen wahrscheinlich nicht das Geld ein, das sie kosten. Manchmal sind sie auch fünf Minuten nach ihrer Manifestierung schon nicht mehr so gut, und taugen 20 Minuten später überhaupt nichts mehr.

Ich habe immer versucht, die Ideen zu sammeln, um sie vielleicht irgendwann umzusetzen. 37 Jahre später sehe ich langsam ein, dass den meisten Ideen keine Umsetzung durch mich bestimmt zu sein scheint. Die Ideen, die ich umgesetzt habe, haben nur wenige der genannten Kriterien erfüllt und mich, das ist das Messbarste, nicht zu einem wohlhabenden Mann gemacht. Deswegen werden die Ideen jetzt veröffentlicht. Damit gebe ich sie nicht auf, aber ich gebe ihnen eine Chance, einen anderen Weg zur Umsetzung zu finden. Wenn Sie eine der Ideen umsetzen wollen, dann bitte nur im Einverständnis mit mir. Sonst behalte ich mir vor, Ihnen meine Anwälte auf den Hals zu hetzen. Wenn Sie nett fragen, könnte es dagegen ganz einfach für Sie sein, mit einer meiner Ideen ein zufriedenes, beschäftigtes, geschätztes und wohlhabendes Wesen zu werden. Und, im besten Fall, die Welt besser zu machen, Einkommensquellen für Ihre Freunde bereitzustellen, andere Menschen auf gute Ideen zu bringen und der zerstörerischen Werbekommerzmarktwirtschaft ein bisschen Wind aus den Segeln zu nehmen.

MichaHerrenhaeuserGaertenKlein
Damit Sie sehen, dass ich es ernst meine, fange ich gleich mit einer meiner Lieblingsideen an. Dazu muss ich noch kurz was zu meiner derzeitigen Situation sagen (Leser_innen meines „Ankommen in Sieben Linden“-Blogs auf www.mitv.de können sich den folgenden Absatz sparen). Ich lebe in einer Gemeinschaft von etwa 110 Menschen auf dem platten Land in Sachsen-Anhalt. Wir bauen dort nach und nach ein neues Dorf auf, das in sozialer, ökonomischer und ökologischer Hinsicht viel besser funktionieren soll (und meiner Ansicht nach auch funktioniert) als herkömmliche Dörfer. Wir kennen uns gut, kommunizieren leidenschaftlich gern miteinander, teilen uns Autos, versorgen uns mit Brennholz, Solarstrom, Wasser und vielen Lebensmitteln selbst.
Ein Haken an diesem Projekt ist die Finanzierung. Es ist viel zu wenig Geld da. Es ist mühsam, sich weitab von Städten Geld zu verdienen und man kann eben leider nicht alles selbst machen. Die neuen Häuser, das gute Essen, die Arbeit der Gärtner_innen und Brennholzmacher_innen, das muss alles bezahlt werden.

Neue Ideen entstammen bei mir also oft der Vorgabe, dass sie auch in unserem Dorf umsetzbar sein sollen - weitab von Publikumsverkehr, oft internetbasiert - , dass sie interessante Menschen in unser Dorf locken sollen bzw. ihnen dort Arbeit geben sollen und dass sie nicht gegen unsere Grundidee arbeiten, die Welt eher „besser“ zu machen (zukunftsfähiger - global gerechter - friedlicher). Eine solche Idee ist die Agentur

Würfel und Kollegen Kommunikation

Das ist eine Agentur für gute Werbung. Im Gegensatz zur herkömmlichen Werbeindustrie, die auf abscheuliche Weise den skrupellosen Dealer für die Marktwirtschaft spielt, schreiben wir von uns aus Firmen an, die das Potenzial hätten, auch zu einer weniger zerstörerischen Wirtschaft beizutragen (Bahn, Lebensmittel, Ohrstöpselhersteller). In unserem Brief machen wir sie messerscharf auf ihre Kommunikationsunsinnigkeiten und –Peinlichkeiten aufmerksam. „Guten Firmen“ bieten wir Beratung oder komplette Kampagnen an. Ich persönlich könnte das (ich wäre ein toller Werbetexter, habe mich aber in meiner Adoleszenz dem Wehrdienst und der Arbeit als Werber verweigert), natürlich bedarf diese Idee kreativer Mitarbeiter, die das auch könnten.
Unser Motto wäre: „Werbung muss weg“, aber so lange es sie noch gibt, müssen die guten Firmen sich besser behaupten als die Weltzerstörer, und dabei helfen wir.
Zugegeben, an dieser Idee ist nichts interessant, wenn wir (die zu gründende Agentur) nicht tatsächlich was zu bieten haben. Aber das haben wir. Zum Beispiel habe ich schon eine tolle Idee für eine Reklame für Oropax. Und zwar: Riesenposter, schwarzweiß, ein Matratzenlager. 70er-Style, alle liegen kreuz und quer und schlafen fest. Dazu der Spruch: „WIR MACHEN GEMEINSCHAFT MÖGLICH. OROPAX“.
Solche Ideen würden wir pauschal verkaufen, die Umsetzung könnten für den Anfang irgendwelche Dienstleister machen, für 5000 Euro gehört Ihnen diese Werbung. Na, Oropax, was sagt ihr?
Zu Würfel und Kollegen würde eine äußerst dezente und seriöse Website gehören, und wir würden damit anfangen, im Namen aller Kunden Briefe an Firmen zu schreiben - zum Beispiel an die Bahn. Und sie darauf aufmerksam machen, dass die automatischen Begrüßungen in den Zügen völlig sinnlos sind - bevor mir eine Stimme vom Chip „einen schönen Tag“ wünscht, habe ich lieber meine Ruhe. Noch blöder ist die Verabschiedung, welche die Zugbegkeiter in den persönlichen Ansagen durchzugeben angehalten sind: „Tschüs und auf Wiedersehen“. EINE VERABSCHIEDUNG REICHT, ich will im Zug doch nicht vollgelabert werden.
Natürlich wären unsere Briefe an die Firmen nicht so erregt und vulgär, wie ich das eben formuliert habe, sondern absolut souverän und höflich. Oh, je, die Bahn würde so viel Post bekommen. Ebenso die Telekom, wobei natürlich zu prüfen wäre, ob das eine Firma ist, „die das Potenzial hätte, auch zu einer weniger zerstörerischen Wirtschaft beizutragen“. Bei den ehemaligen Monopolisten ist so viel falsch gelaufen... Aber das soll jetzt nicht unsere Sorge sein.
Das Schöne an Würfel und Kollegen ist, dass die Sammlung der Briefe an die Firmen schon in künstlerischer Hinsicht ein interessantes Projekt sind. Wenn dann also nie Aufträge kommen, ist nichts umsonst gewesen. Nur würde das Einkommen fehlen, das ich mir erhofft habe. Wenn ich nicht mit arbeiten (ich habe kurioserweise immer wieder Jobs, die mir auch auf dem platten Land ein Einkommen gewähren) und Dorfaufbau und Ideenhaben beschäftigt wäre, gäbe es Würfel und Kollegen auch schon längst.
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Der Mann mit den 1000 Ideen

Was ist das hier?

"Die Ideen kommen und es ist schön, wenn sie kommen..." Eine Einführung zu dieser Seite finden Sie ganz unten, zu Beginn des ersten Eintrages. Ansonsten ist noch darauf hinzuweisen, dass dies hier nicht nur eine bestenfalls unterhaltsame, amüsante Kolumnensammlung ist, sondern tatsächlich eine Aufzählung von mehr oder weniger guten Ideen - die ja vielleicht mit Ihrer Hilfe in die Welt wollen! Also, kommentieren Sie Ideen, die Sie irgendwie ansprechen. Mal sehen, ob dann mehr draus wird, als wenn ich die Ideen nur in meine Privatkladden kritzele...

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