24
Jun
2010

Flattr

Ich bin auf eine tolle Idee gestoßen – die nicht von mir ist! Das Finden verdanke ich der tageszeitung und ihrer taz.de, wo die Idee schon umgesetzt ist. Die Idee heißt "Flatt'r" und könnte das Problem lösen, dass Werke im Internet kaum bezahlt werden können, wodurch sich im Internet kaum was für den Lebensunterhalt verdienen lässt und weswegen das Internet so von Werbung und Kommerz durchströmt wird. "Flatt'r" funktioniert, indem sich Internet-User dort anmelden und einen freiwilligen monatlichen Betrag festlegen, den sie für Kultur im Internet ausgeben können und möchten – Minimum zwei Euro. Die Urheber von Werken widerum bauen kleine Flatt'r-Buttons auf ihre Websites, auf die man klickt, wenn einem/einer der Text, das Video, das Foto oder die Website gefällt. Der monatliche Betrag der "Konsumenten" verteilt sich auf alle Urheber, auf deren Flatt'r-Buttons der oder die Konsument_in geklickt hat. Auf dem Button selbst wird angezeigt, wie oft er schon geklickt wurde. So kann jede_r selbst bestimmen, wieviel sie/er im Monat für Kultur im Internat ausgeben kann und will und verteilt das Geld an die Urheber, deren Werke ihm tatsächlich gefallen haben. So fungiert das "Flatt'rn" gleichzeitig als Wertschätzung. Das gefällt mir enorm, besser als die unrealistische "Kulturflatrate", wo es doch immer Hickhack darum gäbe, wer davon was abkriegt und wer nicht.
Da ich ja der Mann mit den 1000 Ideen bin, sind mir gleich noch ein paar Dinge zu Flatt'r eingefallen – und das finde ich auch gut, mal eine fertige Idee vorzufinden, deren Schöpfer ausdrücklich um Mithilfe bitten, so dass ich daran weiterdenken darf, und die so gut ist, dass ich darauf auch Lust habe.
Also: Wie kriegen wir jetzt viele Menschen dazu, über Flatt'r auch tatsächlich etwas Geld zu verteilen? Antwort: Indem sie was davon haben, bei Flatt'r dabei zu sein. Zuerst mal wäre nur eine "Flatt'r Personality" (dieser Begriff ist auch schon eine Idee), wer tatsächlich den Mindestbetrag einzahlt. NICHT ZU FASSEN: Darauf sind die auch schon gekommen.
Dann müsste jede FP ein Profil anlegen dürfen, in dem sie freiwillig von sich erzählt und eine Kontaktmöglichkeit zur Verfügung stellt, in dem mindestens aber zu sehen ist (die Personality kann ja auch völlig anonym sein), welche Werke diese FP alles geflatt'rd hat, wo sie also überall draufgeklickt hat. Denn dadurch ergeben sich ja wieder Rückkopplungen (die Personality, der mein blog gefiel und die dort auf den Button gedrückt hat, mag auch ...) und letzlich Netzwerke. Es müsste auf jeden Fall auch die Möglichkeit geben, sich Nachrichten zu übermitteln, und überhaupt könnte aus Flatt'r das bessere Facebook werden. Dort würde von Anfang an Geld fließen, jawohl, für die Netzkultur, und das wäre gut, und von den jeweils paar Cent, die Flatt'r von dem zu verteilenden Geld zur Finanzierung des Netzwerkes abzweigt, könnte das auf stabilen Füßen stehen. Der "Gefällt mir"-Button ist ja auch das zentrale Tool des mächtigen Facebook, das gerade gar nicht mehr so cool ist – seit all der Datenschutz-Unmöglichkeiten und der Finanzierung durch Werbung.

Wenn ich jetzt mal kurz innehalte (muss das sein?), fallen mir leider auch Probleme an dieser schönen neuen Welt auf. So würde der Klick auf den "Flatt'r"-Button halt immer bedeuten, dass da ein paar Cent fließen. Ein unkapitalistisches "Gefällt mir" sollte dabei nicht wegfallen. Es muss ja auch nicht alles bezahlt werden, was gefällt; eine nette Anekdote, die jemand z.B. bei Facebook postet, braucht keine Bezahlung. Man sollte auch ohne Geldfluss wertschätzen können.

Und dann würden möglicherweise Menschen versuchen, fremde Inhalte mit eigenen Flatt'r-Buttons zu melken. Blogs, Artikel, Fotos sind schnell kopiert. Und wenn Flatt'r ein informelles und tendenziell anonymes Netzwerk bleiben soll, würden selbst Sanktionen bei Missbrauch niemanden daran hindern, unter neuem Benutzernamen weiterzumachen.

Im Moment befindet sich Flatt'r in einer Betaphase, in der eine Menge ausprobiert werden könnte. Im fertigen Zustand könnte es nötig sein, zumindest die Urheber, die Flatt'r-Buttons für ihre Seiten einsetzen, zu registrieren und genau drauf zu gucken, wer sich da wofür flattr'n lässt. Wenn ihr jetzt auf meinen Flatt'r-Button klickt, wertschätzt ihr meine Überlegungen, aber noch gar nicht die ursprüngliche Flatt'r-Idee selbst. Ein Anfang wäre aber gemacht. Also: Flatt'r mich!
(Leider geht das bei meinem Blogbetreiber noch nicht, aber oben links bei MITV: )

24
Feb
2010

14 Pension 2.0

Ich wundere mich gerade ein bisschen darüber, dass ich eine ganz wichtige Idee hier noch gar nicht wiederfinde. Und zwar rührt die daher, dass ich meine ehemalige Heimat Pfronten im Allgäu (siehe auch www.meinheimatfilm.de) ja immer noch sehr besonders finde. Ich würde da auch gern leben, mit den entsprechenden Mitbewohnern, und ich treffe immer wieder Leute, die da spontan auch gern leben wollen würden.
Pfronten ist seit über hundert Jahren ein Fremdenverkehrsort. Die klassische Sommerfrische sorgte früher dafür, dass während der Saison die gesamte Tourismusinfrastruktur ausgelastet war. Heute ist das nicht mehr selbstverständlich - viel zu viele andere Orte buhlen um Touristen, das Ausland ist billig geworden, und viele in meiner Generation können sich einen Urlaub im eigenen Land gar nicht vorstellen. Dabei waren durchwegs alle, die ich während meiner Dreharbeiten zu „Schnee von gestern“ oder privat nach Pfronten gelotst habe, überrascht und begeistert davon, wie schön es da ist und was man da alles machen kann. Im Winter im Schnee toben, Schlitten, Ski und Airbobfahren; im Sommer Baden in den Seen und Bergsteigen. Bei jedem Wetter wandern, Hallenbad, Café, Zeit für sich, für Freunde und Familie haben. Und dazu ist Pfronten günstig und man kann da sehr ökologisch urlauben - man braucht kein Auto und es gibt sehr gute Einkaufsmöglichkeiten. Mit veganer Ernährung stößt man spätestens in Berghütten an gewisse Grenzen, aber das wird alles anderes, wenn ich da erst eine Pension pachte und zum modernen Alternativurlaub einlade. Denn das ist der Plan. Es gibt ja viele Pensionen, Ferienwohnungsanlagen und Hotels, und viele laufen nicht mehr so toll wie früher. Dabei sind die Bedingungen amazing: Meinen Kameramann Hans habe ich noch 2005 für 16 Euro inklusive Frühstück in ein Gästezimmer einquartiert. Ich selbst habe Ende 2008 18,50 bezahlt, aber da war schon ein erstklassiges Frühstück dabei. Ich will den Pfrontner Vermietern gar kein Geschäft wegnehmen, aber ich glaube, ich könnte noch weitere Zielgruppen erschließen. Ich müsste dafür werben (...und dafür auf dem schmalen Grat wandeln, niemandem mit meiner Werbung auf die Nerven zu gehen, siehe unten...) und ich müsste ein Haus übernehmen, das ich sanft umgestalten darf, um meiner neuen Zielgruppe einen gemütlichen Urlaub und ein bisschen angenehme Hausgemeinschaft zu bieten. Eine Anbindung an entspannte, angenehme, aufgeschlossene, internationale Mitbewohner_innen und Mitarbeiter_innen, die sie in Pfronten so vielleicht nicht finden. Gutes, regionales, veganes Essen wäre die Grundlage - das ist ja auch in Sieben Linden ein Erfolgsrezept. Dazu schöne Zimmer OHNE die unsäglichen Strohblumen und den ganzen Ferienwohnungsmist, den man in bestehenden Gästezimmern und -Wohnungen in Pfronten viel zu häufig findet. Und natürlich Internet sowie gestaffelte Zimmerpreise, die auch längeren Aufenthalt ermöglichen.
Mit diesem Konzept könnte ich vielleicht auch ein Gästehaus wiederbeleben, das durch viele Einzel- und Doppelzimmer im bestehenden Angebot nicht mit den Ferienwohnungsneubauten mithalten kann. Wenn wir da eine gewisse Gemeinschaftsatmosphäre schaffen können, sind auch Zimmer ohne eigene Küchen und Badezimmer attraktiv.
Diese Pension 2.0 würde idealerweise von einer Gruppe als Kollektiv betrieben, und wir würden in Pfronten vermutlich auch ganz schön was anstoßen können - ich denke da in Richtung Transition Town. Das wäre eine Idee für ein ganzes Leben.

20
Feb
2010

13 Immobilien

Eine andere Filmidee dreht sich, grob gesagt, um das Thema Haus/Immobilie/Entvölkerung. Die Idee ist nicht ganz neu und ihr einstiger Arbeitstitel vielleicht auch schon obsolet - ich habe das mal „Im Osten geht die Sonne auf“ genannt. Ich möchte zu mehreren oder einer Immobilie in einer von Entvölkerung betroffenen Region Deutschlands filmen und recherchieren. Solche leerstehenden Häuser, auch Villen und Schlösser und andere hochinteressante Gebäude, werden regelmäßig versteigert. Zum Beispiel in Sachsen gibt es ehemalige Fabrikantenvillen, die verlassen vor sich hingammeln, aber einst sehr luxuriösen Wohnraum boten und eine Fülle von Geschichten und teilweise verlorenen Erinnerungen binden. Ich möchte ein paar solcher Immobilien, die versteigert werden sollen, besichtigen, und dann sowohl verfolgen, wer sich dafür interessiert und was für Pläne diese potenziellen Käufer damit haben, als auch in der Umgebung recherchieren, was Anwohner und Nachbarn oder auch die ehemaligen Bewohner mit dem Haus in Verbindung bringen. Idealerweise begleiten wir so ein Haus bis zu seiner Verteigerung und darüber hinaus.
Interessant finde ich dabei, wie etwas so ultimativ Konkretes wie ein Gebäude von seinem Nutzen und seinem Wert doch völlig abhängig vom gesellschaftlichen Kontext ist. Häuser sind nicht nur große schwere, mühsam zu errichtende Gegenstände, sondern traditionall auch Zielpunkt einer Sehnsucht nach Geborgenheit, Konstanten ganzer Familienbiografien. Ungeheuer auch, wie so ein Haus vielleicht mal reiche Menschen beherbergt hat, die damit vor allem repräsentieren wollten, dann völlig wertlos wird und dann vielleicht einer ganz anderen Sorte Mensch wieder Heimat bieten kann. Das verbunden mit einer Reise durch Gebiete, die nichts mehr zu bieten scheinen, durch Regionen, in denen ganze Dörfer leer stehen; ein möglicherweise sehr aufschlussreicher, überraschender und fesselnder Film. Den ich mit Hans Rombach bvk drehen will.
Fast dieselbe Idee hatte ich schon mal dem Kinderkanal für die Sendung „Fortsetzung Folgt“ vorgeschlagen, hoffentlich ist sie noch nicht geklaut worden.

12 Pflege

O weh, erst 11 Ideen aufgeschrieben? Da muss ich mich aber ranhalten. Ein Problem für die Ideen ist leider die Pflege meiner Mutter. Zwar ist die bestimmt wichtig(er?) und außerdem angenehm konkret, sie lässt mich aber auch sehr auf dem Boden der Tatsachen haften. Mitunter fühlt es sich an, als sei durch diese Verantwortung dann jede Kreativität wie weggeblasen. Das ist wiederum auch nicht gut, und deshalb habe ich während einer Zeit, die ich arbeitenderweise in Berlin verbracht habe und in der Mitbewohner_innen von mir sich um meine Mutter gekümmert haben, die Idee gehabt, demnächst mal ein bisschen im Umfeld meiner Mutter zu filmen. Umfeld ist gut; ich denke da genauer gesagt an sie, an ihr Bett, ihr Zimmer, ihren Blick nach draußen, an die Leute, die sich um sie kümmern und an das, was sie erzählt. Ein paar Aufnahmen über die PFLEGE, aus der vielleicht ein gleichnahmiger Film werden könnte. Ich brauch da hier keine Details dazu aufzuschreiben, ich mach das einfach.

2
Feb
2010

11 Pro Te In - ein Theaterstück

Idee von heute morgen - ein Theaterstück. Nicht direkt geeignet, um Geld zu verdienen, aber positiv wirksam auf vielen anderen Ebenen - und wahrscheinlich ist der Weg zu Erfolg und Wohlstand sowieso kein gerader.

Also, ich schreibe ein Theaterstück für Sieben Linden. Es spielen: Die Kinder von Sieben Linden, die für so was zu begeistern sind - und die Kinder von Sieben Linden sind für so was zu begeistern, das gab's vorgestern bei der Aufführung von „Sheherazade“ im Ökodorf-Seminarraum zu sehen. Es gibt auch genügend Erwachsene am Platz, die dafür ebenfalls zu begeistern sind, inklusive/außerdem: Eine Theaterpädagogin, eine Kostümbildnerin, eine Tanzpädagogin in Ausbildung, eine weitere Tanzlehrerin/Tänzerin sowie einen Diplom-Dramaturgen. Und dazu weitere Berufene. Warum sind wir da nicht schon früher draufgekommen?

Die Hauptrolle darf ich meiner Freundin auf dem Leib schreiben - die eine Schauspielausbildung genoss. Sie spielt eine Lehrerin, die Kinder spielen eine Schulklasse. Mal kurz die Handlung. Die Klasse wirkt chaotisch und ungezogen bei anderen Lehrer_innen, bei Frau Blauh dagegen sind sie aufmerksam und verantwortungsbewusst. Das kommt daher, dass sie die Kinder ernst nimmt, während die anderen Pädagog_innen eher stereotype Prinzipienreiter_innen sind. Auch Frau Blauh eckt öfters mal mit Rektorin und Schulverwaltung an. Außerdem teilt Frau Blauh den Gerechtigkeitssinn und den Idealismus der Schüler.
Eines Tages kommt Herr Raff, ein Vertreter der Firma GreenCuisine in die Schule, um das von seiner Firma hergestellte, angeblich gesunde Schulessen anzupreisen. Eine Portion davon sieht aus wie ein großer grüner Gummibär und schmeckt auch so. Frau Blauh ist schnell skeptisch, die Schüler_innen sind erst mal ganz angetan. Die naschsüchtige Schülerin Rosie kann sich nicht zurückhalten und isst das Ding fast komplett auf.
Nachdem der Vertreter die Klasse wieder verlassen hat (er hat alle kritischen Fragen mit Gemeinplätzen beantwortet), analysiert Frau Blauh (sie ist Biologielehrerin) den Rest des Gummibärs mit ihrer Klasse. Während die Versuche immer seltsamere Ergebnisse zu Tage bringen, wird Rosie immer grüner im Gesicht - offensichtlich ist dieses vermeintlich gesunde Schulessen gemeingefährlich.
Die ganze Analyse ist eine Musicalnummer.
Der Vertreter hat das alles heimlich beobachtet, und nachdem die Schule vorbei ist, entführt er Frau Blauh mit zwei Scherg_innen, damit sie niemandem von dem Schmuh erzählt und er den Liefervertrag mit der Schule bekommt.
...
Die Schüler bekommen das mit der Entführung heraus und weil der Rest der Schule sie wieder mal überhaupt nicht ernst nimmt (vielleicht steckt die Rektorin auch mit Herrn Raff unter einer Decke?), schmieden sie Pläne, um Frau Blauh zu retten. Bis das gelingt und sie außerdem die fiesen Pläne von Herrn Raff auffliegen lassen können, sind mehrere weitere Musicalnummern nötig und die Schüler müssen Cleverness, Kommunikationsfähigkeit, Teamgeist und Sozialkompetenz beweisen.

Die Rektorin ist von Herrn Raff um den Finger gewickelt worden - sie ist einsam und hat sich von ihm Liebe erhofft. Zum großen Finale wird sie wieder in die Gemeinschaft aufgenommen und ab dann wird sich an dieser blöden Schule vieles zum Guten wenden. Das angepriesene Schulessen bestand aus grün gefärbten Schlachtabfällen, klar.

Unvergesslicher Ohrwurm bleibt das Lied, mit dem Herr Raff sein Produkt anfangs angepriesen hat, nachdem er von Frau Blauh nach den Inhaltsstoffen gefragt wurde:
Aus weeertvollem Pro Te I Nen Vi Ta Mi Nen Ei-Weiß Ei-Sen Koooo-lääää-hüüüü-draaaaaaaaaat!

Da würde jetzt erst mal ein Dramaturgiebrainstorming anstehen, dann muss die Hauptdarstellerin sich ein Jahr für Proben und Aufführung in Sieben Linden nehmen, dann schreibe ich das Stück, dann wird besetzt und schon geht’s los.
Das Stück könnten auch andere Gemeinschaften und Theatergruppen einstudieren, man könnte es dann irgendwann auch verfilmen. Es würde alles große Herausforderungen bedeuten und außerdem einen Mordsspaß. Gute Idee.

29
Jan
2010

10 Chipsfabrik

Viel schöner wäre, Kartoffelchips selbst herzustellen. Das Bestechende ist das Produkt. Es ist vegan, lässt sich biologisch herstellen, vielleicht sogar gesund (das viele Salz soll ja so schädlich sein), es ist lebensnotwendig und die Kunden bleiben erhalten, denn Chips machen (tststs, wie kommen Sie denn auf süchtig?) immer wieder glücklich.
Ich wäre ein prima Chipsfabrikant, ich bringe eine Menge Erfahrung mit dem Produkt mit. Das wäre jetzt wirklich mal etwas, das ich probieren kann. Flugs im Internet geschaut, wie das geht, und dann mal ausprobiert. Vielleicht mach ich das. Was Konkretes!

9 Mensch&Technik

Der letzte Eintrag hat mich auf die Idee gebracht, dass es im Gegensatz zu Archiven und Festplatten/Medien, die für Archivzwecke genutzt werden, auch so was wie „biologische Lagerung“ geben sollte, wo die Sachen nach und nach vergammeln, wenn sie nicht mehr genutzt werden. Dann wäre die letzte Idee, die ich 2006 zum letzten Mal gespeichert habe, schon verrottet und ich müsste mich gar nicht mehr damit abgeben. Die Idee in diesem Absatz ist also die neue „Organic Storage“-Reihe einer Festplattenfirma, auf der die Dateien mit den gängigen Dateiverwaltungsprogrammen nur richtig schwarz auf weiß angezeigt werden, wenn die frisch gespeichert sind, und dann nach und nach verblassen, bis sie irgendwann verschwinden und dann auch nicht mehr geöffnet werden können.
Das müsste noch gar nicht mal ein neuer Festplattentypus sein, es würde auch reichen, wenn das eine Software wäre, so was wie das Organic-Storage-Add-On für den Windows Exporer.

So ein Unsinn.
Entspringt meinem verzweifelten Wunsch, von meiner digitalen Arbeitsumgebung nicht ständig dazu gezwungen zu werden, wie eine Maschine zu denken, zu speichern und zu handeln.

7 Kinder der Gemeinschaft

Allermeistens fallen mir ja Filme ein, oder jedenfalls sehr oft. Ich werde auch immer noch als Dokumentarfilmer wahrgenommen, obwohl ich gerade nicht eben dick im Geschäft bin. Wenn ich gefragt werde, was mein aktuellstes Projekt ist, dann sage ich, dass ich am liebsten einen Film über die Kinder im Ökodorf Sieben Linden drehen würde. So ein Film würde eine sehr inspirierende Perspektive auf „Gemeinschaft“ an sich und auf unser „Ökodorf“ im Besonderen eröffnen, aber auch Einblicke in das Leben der „Kinder der Gemeinschaft“ geben, die wir bislang noch nicht haben - obwohl die Frage wesentlich ist, was wir den Kindern mit unserem Lebensstil bieten und mitgeben können; daran muss sich unsere Idee „Ökodorf“ doch messen. Außerdem wäre das ein schöner Film, den viele gerne sehen würden. Das Interesse am „alternativen Leben“ ist ja da, und aufmerksame Neugierige wissen genau, dass die Kinder ganz deutlich spiegeln, wie erfolgreich wir unsere Projekte in die Tat umsetzen.

Wenn ich geschäftige Knirpse durch unser Dorf ziehen sehe, völlig von einem eigenen Bau- oder Spielprojekt absorbiert, dann wird mir manchmal erst klar, was wir mit oder trotz unseren erwachsenen Diskussionen, Rechnereien, Strukturüberlegungen, Konflikten, Befindlichkeiten, Geldsorgen und Beziehungsthemen hier schon geschaffen haben - einen geschützten Raum für die Kinder. Als ob die Kinder diejenigen sind, die von der Idee Gemeinschaft am meisten profitieren.
Das würde es im Film aber auch für ältere Kinder zu überprüfen gelten, deswegen würden mehrere (drei?) Kinder/Kindergruppen beobachtet, auch mit unterschiedlichen Mitteln, denn es gälte, nah bei ihnen zu sein. Vielleicht würde das in manchen Fällen nur gelingen, indem die Kinder ins Filmen einbezogen würden.
Wenn die Dreharbeiten und das entstehende Produkt entsprechend gelingen, wäre natürlich interessant, die porträtierten Kinder auf ihrem weiteren Lebensweg zu begleiten. Ich vermute, diese Absicht lässt Redakteure von heute vor Schreck erstarren (Folgekosten!) - aber schon mit dem Altersquerschnitt des hier angerissenen Films könnte herausgefunden werden, welche Bedürfnisse der Kinder von einer gemeinschaftlichen, „alternativen“ Lebensweise befriedigt werden und welche nicht. Die Teenager müssen sich natürlich viel mehr mit den Widersprüchen zwischen Heimatgemeinschaft und Außenwelt (Schule, Freunde, Verwandte, Medien) beschäftigen als Vorschulkinder - für den Film hochinteressant.

Diese Idee ist lebendig, das merke ich, wenn ich sie aufschreibe. Und weil ich trotz einigem Unsinn, den ich in diesem Blog hinterlasse, auch ernst genommen werden will, weise ich mal eben darauf hin, dass einige meiner Ideen durchaus schon wahr geworden sind:
  • „Mein Heimatfilm“ (wurde zu „Schnee von Gestern“) war eine Idee von 2001, die 2004 zum ersten Mal aufgeschrieben, dann vielfach präsentiert, schließlich gedreht und nachgearbeitet wurde. Es gab eine erfolgreiche Premiere und inzwischen Filmplakate und fertige DVDs mit Untertiteln und Bonusmaterial. Fix und fertig, wenn auch nicht so erfolgreich wie gewünscht.
  • „Leben unter Palmen“, mein Film übers Ökodorf Sieben Linden, kommt immer wieder richtig gut an, lief auf Festivals und im Fernsehen. Die Idee kam im April 2001, an Sylvester desselben Jahres konnte ich den Rohschnitt präsentieren.
  • Ideen, die nicht ursprünglich von mir selbst initiiert, aber ausgestaltet wurden, waren die Filme übers „Los Geht's“, über „Genfrei Gehen“ und über das Projekt „U-DJ“ - allesamt zur Zufriedenheit der Auftraggeber fertiggestellt. „Es geht ja um Mutti.“, mein Diplomfilm, lief schon zweimal im Fernsehen und wurde richtig gut besprochen.
  • 1997 schrieb ich einen Roman. Der entspricht allerdings nicht mehr meinen heutigen Vorstellungen von Literatur.

6 Besserwisser

(übrigens, tatsächlich, inzwischen geht es mir schon viel besser, wie unter #3 prophezeit)(wussten Sie eigentlich, dass die Raute „#“ im Englischen „Nummer“ bedeutet? Nein? Dabei ist das eine sehr sinnvolle Abkürzung. Da fällt mir eine alte Idee ein:)
Der Besserwisser.
Ich bin vom Typ her ja ein Besserwisser. Ich glaube grundsätzlich, „dass ich das auch kann“ (und trete allen Arten von Leitungsfiguren, Autoritäten und Stars skeptisch und sogar ein bisschen herablassend gegenüber) und dass ich Dinge, die nicht in irgendwelche Spezialgebiete (Hirnchirurgie, Großviehzerlegung, Automechanik) fallen, besser weiß. Es ist erwiesen, dass das nicht stimmt, aber erstaunlich oft scheine ich Dinge abgespeichert zu haben, die den größten Teil der Zeit überflüssig sind und die sich andere deshalb auch nicht merken, die für mich aber eben immer abrufbar sind. Und ein paar Sachen sind dabei, die sind immer wichtig, scheinen es aber nie zum Allgemeinwissen gebracht zu haben. Da erwähne ich gern das Thema Luftfeuchtigkeit - insbesondere in Innenräumen, insbesondere im Winter. Nur mit meinem Wissen zu dem Thema kann man verstehen, warum überhaupt gelüftet werden soll, warum Fenster im Winter nicht gekippt werden dürfen, warum Luftbefeuchtung meist Unsinn ist usw. Ich werde jetzt nicht weiter darüber schreiben, es ist ja schließlich kein Luftfeuchtigkeitsblog; ich will nur ein Beispiel dafür geben, welche Themen Der Besserwisser in seinem 90 minütigen Bühnenprogramm auf witzige und lehrreiche Weise behandeln wird. Ich werde damit erst in Cafés und auf Kleinkunstbühnen touren, bis ich dann evtl. mal Hallen fülle oder Sie als Besserwisser auf dem heimischen Fernsehschirm besuche. Ich habe mir noch nicht die Zeit genommen, ein Programm auszuarbeiten, irgendwo habe ich schon mal gesammelt, aber das finde ich jetzt nicht.
Für diese Idee müsste ich natürlich auch ein wenig Mut zusammensammeln, bisher habe ich vor allem auf der Berlinale vor vielen Menschen gesprochen, also selten, nämlich dann, wenn ich nach dem Film beim Gespräch mit dem Regisseur um das drahtlose Mikrofon gebeten habe und immer, zu jedem Film, meistens als Erster, eine intelligente Frage in den Saal mit seinen 1000 Zuschauer_innen gestellt habe (komisch eigentlich, dass das noch nie jemandem aufgefallen ist - aber ich war ja auch immer nur bei drei Filmen pro Tag).
Ich musste da aber auch niemanden unterhalten und es ist nicht üblich, fragende Zuschauer auszubuhen.

5 900er-Nummer

A propos „rufen Sie mich an“, ich hatte noch die Idee, mir eine 900-er Nummer zu besorgen, und wenn jemand was von mir will, soll er/sie diese Nummer anrufen und dafür bezahlen (99 Cent pro Minute). Dann wäre ich so entspannt am Telefon und würde auch die unsinnigsten Computerprobleme ganz gelassen mit Ihnen durchgehen. Ich bin nämlich ein tendenziell militant gelangweilter Telefonierer. Die 900-er-Nummer wäre für ganz viele Zwecke toll und könnte für viele der hier beschriebenen Ideen hilfreich sein. Ich könnte sie auch HIER IN DIESEN BLOG stellen, und wann immer dieses (natürlich rote) Telefon klingeln würde, würde ich schmunzeln und mich mit einem langgestreckten (Guten Tag, was kann ich für Sie tun?) melden...

29
Jan
2010

8 Sünde BILD

Ich könnte es mir ja auch einfach machen und einfach rauskopieren, was ich in Verzeichnissen auf der Festplatte finde, was ich selbst wie zum ersten Mal lese und wo ich selbst merke, dass die Totenstarre längst eingetreten ist. In der wirklichen Welt wäre diese Idee schon wieder zu dem Staub geworden, aus dem sie kam:

Sünde Bildzeitung

„Wäre doch schön, einen Sündenbock für all das Elend auf der Welt zu finden. Den Grund dafür, dass Menschen ätzend, gemein, brutal und verlogen sind. Dass sie andere Quälen, töten, zerstören, diffamieren. Dass sie ihre Kinder vernachlässigen und die Augen verschließen, wenn es um die Folgen der eigenen Taten geht.
Weil, eigentlich wollen doch alle dasselbe. Jeder will doch glücklich sein. Wieso kommen so viele auf die Idee, dass sie das erreichen, indem sie über Leichen gehen?
Vielleicht liegt es an Dummheit. An Unwissenheit.
Daran, dass die Menschen Tag für Tag aufgehetzt und belogen werden.
Mir würde schon ein Sündenbock einfallen.“
BILD
Ein Film über die Macher der Hetzmedien – mit deren eigenen Mitteln – bedrängen, diffamieren, dazwischen Porno.

4 Die Werbesendung

Eine alte Idee, die immer noch so gut ist, dass sie sofort umgesetzt werden sollte: Die Werbesendung.
Werbung erfüllt heute eigentlich den Tatbestand der Gehirnwäsche. Mindestens den der Propaganda. Ja, ich weiß, ich habe schon bei der ersten Idee gegen Werbung gewettert... Aber das ist auch nötig! Lesen Sie weiter!
Versprochen wird preiswerte Ware, die glücklich macht. Nebenwirkungen werden nicht genannt, dabei ist der ungebremste Konsum für viele Probleme der Menschheit mitverantwortlich und bei fast allen zumindest indirekt beteiligt. Werbung ist der Dealer des Konsums, der Wirtschaft, der Trends. Globale Ungerechtigkeiten (die Polarisierungen zwischen Industrieländern und „Entwicklungsländern“), Energieverbrauch (der zu Umweltzerstörungen -Klimaveränderungen- und damit zu Lebensraumvernichtung und sogar zu Kriegen führt) und viele andere weltweite Probleme wären lösbar, wenn nicht wirtschaftliche Interessen dahinterstehen, die von Konsumenten mitgetragen werden, die das in den meisten Fällen gar nicht wissen und persönlich ablehnen würden. Ob eine bessere Welt möglich ist, werden wir nicht erfahren, wenn wir das Tabu nicht durchbrechen, die Wirtschaft und ihre Aktivitäten so kritisch zu beurteilen, wie wir auch die Politik durch die Medien begleiten - es nützt da ja schon wenig genug.

Werbekampagnen sind Teil unseres Lebens. Wir nehmen sie wahr und unterhalten uns darüber, weit mehr als über Theaterinszenierungen oder Hörfunkprogramme, die in den Medien ausführlich besprochen werden. Jeder kennt „Geiz ist Geil“, kaum einer kann den Werbebeilagen mit den großen, doch vermeintlich billigen Preisen widerstehen. Wir lassen unser Fernsehprogramm von Werbung unterbrechen und wenn in einem Restaurant das Radio angeschaltet ist, kommt niemand auf die Idee, bei Werbeeinspielungen leiser zu drehen. Doch wann wird über Kampagnen berichtet? Wo wird Werbung als kulturelles Element verstanden und entsprechend besprochen?Wann wird kritisiert, der Wahrheitsgehalt von Werbeaussagen überprüft, die Aussage in Zusammenhang mit der Produktion des Produktes gestellt? Wo wird in journalistischer Qualität mit den Konkurrenten verglichen, wo findet Empörung ein Forum, wo kann Werbeinformation auch mal bestätigt werden?
Längst überfällig:

Die Werbesendung.

„Die Werbesendung“ wird ein regelmäßig gesendetes, aktuelles Format fester Länge im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Die Länge von 30 Minuten erscheint sinnvoll. Mittelpunkt jeder Sendung wird eine aktuelle Werbekampagne. Wir stellen die Kampagne, ihren Umfang (Printmedien, Werbespots, Außenwerbung) und ihre Macher vor, sammeln spontane Eindrücke bei „Konsumenten“(will sagen: ganz normalen Menschen) durch Umfragen oder bei Screenings, berichten über das beworbene Produkt und vergleichen mit Hilfe von Experten die Aussage der Kampagne mit dem tatsächlich zum Verkauf stehenden Produkt. Was will die Kampagne erreichen, was kann das beworbene Produkt überhaupt leisten?
Weiterhin beleuchten wir die gesellschaftliche Position und Relevanz des Produktes. Was für volkswirtschaftliche Folgen hat es zum Beispiel, wenn Konzerne wie Metro (SATURN, „Geiz ist geil“) beherrschende Marktpositionen gewinnen?
Wir vergleichen beworbene Produkte mit Artikeln der Konkurrenz bzw. „Mitbewerbern“ und berichten kritisch über die Produktionsvorgänge, insbesondere, wenn Produkte in Fernost oder anderen Niedriglohnländern hergestellt werden.

Wir wollen die Wirtschaft nicht per se verurteilen – auf gar keinen Fall. Wir alle sind Wirtschaft. Wir können auch gar nicht zwischen gut und böse unterscheiden. Keine Firma soll isoliert kritisiert werden, wenn ihre Kritik auch für die Mitbewerber gilt.
„Die Werbesendung“ soll aber Möglichkeiten bieten, bewusste Produktion und ehrliches Marketing zu belohnen – der Verbraucher soll schlicht die Mittel zur Hand haben, selbst zu entscheiden, was er kauft oder nicht, und sich äußern können, wenn durch Werbung manipuliert, polemisiert oder schlichtweg genervt wird.

Kann und darf es „Die Werbesendung“ geben?

Politische Pressefreiheit ist uns sehr wichtig und gilt als Grundvorraussetzungen moderner Demokratien – die Abhängigkeit der Medien von Werbezeit kaufender Industrie dagegen ist gesetzlich nirgendwo geregelt, für die gibt es auch wenig Problembewusstsein in der Gesellschaft. Wie auch? Es gibt keine starken und "lauten", von der Werbewirtschaft unabhängigen Institutionen. Wer soll denn ansprechen, dass die Medien mitnichten frei, sondern mit wenigen Ausnahmen auch von Werbekunden abhängig sind? Es gibt werbefreie Rundfunkkanäle und –sender, aber deren Stimmen sind ungleich leiser zu vernehmen als der werbefinanzierte Mainstream. Außerdem sind sie oft selbst durch ein kompliziertes Gefüge mit abhängigen Institutionen verbunden, auch ARTE und 3Sat beispielsweise mit den deutschen öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten, die einen beträchtlichen Anteil ihres Budgets mit Werbeeinnahmen bestreiten. Auch die Politik ist von der Wirtschaft nicht unabhängig und nimmt Einfluss auf die Sender, obwohl deren Unabhängigkeit verfassungsrechtlich notwendig ist. Ich bin mir über diese Hintergründe bewusst. Trotzdem halte ich eine Sendung wie die hier umrissene für so notwendig und ihre Notwendigkeit auch für so einleuchtend, dass ich darauf hoffen darf, engagierte Redakteure, Politiker und Kreative zu finden, die ihre Umsetzung unterstützen.

Haben Sie gemerkt, dass ich diesen Text da nicht gerade eben live verfasst habe? Nein, ich habe ihn aus einem Exposé herauskopiert und rasch überarbeitet, das ich schon 2003 oder 2004 geschrieben habe. Ich sehe ja inzwischen gar nicht mehr fern und habe mich aus der täglichen Werbebeballerung ganz gut herausgezogen - aber das wäre mir immer noch ein Anliegen, für das ich zumindest eine Zeitlang den Wohnort wechseln und mich auf all die Kompromisse einlassen würde, die die Arbeit beim Fernsehen mit sich bringen würde. Redakteure: Rufen Sie mich an bzw. schreiben Sie mir!

3 - Flyerwerkstatt

Es geht gleich weiter mit der neuesten Idee, deren besonderer Reiz darin liegt, dass sie möglicherweise schon sehr bald wahr wird.
Weil ich bisher schon für eine Seminarreihe die Herstellung von Flyern organisiert habe, hat sich ergeben, dass ich diese Flyer in Zukunft mit Farblaserdrucker und Falzmaschine selbst herstellen werde. Die Geräte werden praktisch dadurch finanziert, dass ich eine größere Stückzahl dieser Flyer sowieso herstellen muss. Dadurch habe ich ohne eigenes Kapital auf einmal die technische Möglichkeit, farbig bedruckte, perfekt gefalzte Flyer herzustellen. Ich könnte diesen Service bundesweit anbieten - vielleicht mit Layout-Service. Zum Beispiel: 200 Flyer, farbig bedruckt, inklusive einfachem Layout, für 55 Euro. Ich bekomme per E-Mail oder Post die Texte, die auf die Flyer sollen, gestalte das unaufwändig und schicke meinen Flyervorschlag an den/die Kunden/Kundin und drucke und verschicke das dann bei Gefallen (kleine Gedankennotiz: Da muss groß MUSTER draufstehen, sonst landet das doch beim Copyshop. Obwohl, da wäre das viel teurer. Eigentlich ist 55 Euro noch zu billig. Das rechne ich nochmal durch...).

2 Grübeln und Sex in Space

Der Mann mit den 1000 Ideen ist wieder mal der Grübelei verfallen. Gerade stand er in der Holzwerkstatt von Sieben Linden und hat sich den neuen Werkstattanbau von innen angeschaut. Zur Erinnerung: Im geplanten Ökodorf Sieben Linden leben die Hälfte der Bewohner_innen noch im Bauwagen, für viele, mich eingeschlossen, ist ein großes Rätsel, woher denn das Geld und die Kraft und die Zeit kommen sollen, sich ein schönes, gut gedämmtes (aktuelle Schlagzeile: „Der Januar war viel zu kalt“), gemeinsames Haus zu bauen. Und dann kam im letzten Jahr der Schreinermeister Johannes nach Sieben Linden, beschloss zu bleiben, die Werkstatt mitzuübernehmen und zu erweitern. Drei Monate später hat die Werkstatt einen neuen, großen Saal, fertig gedämmt und gestrichen, in dem es jetzt schon wärmer ist, als es zumindest auf Fußbodenhöhe in meinem Bauwagen im Winter jemals wird, obwohl die Werkstatt gerade gar nicht geheizt wird. In anderen Worten: Faszinierend. Und aus den Fenstern dieses noch leeren großen neuen Raumes sieht man die bunten winzigen Bauwagen des nächstgelegenen Wagenkreises. Das ist mal ein Beispiel für eine wahr gewordene Idee, und nicht nur das, es ist auch eine real gewordene Idee, die sich nicht nur im Internet abspielt. Ich frage mich - kann ich das auch? Warum mache ich es nicht? Warum mache ich nicht was Konkretes, zumindest etwas Konkretes, das nicht viel Geld kostet? Johannes hat natürlich auch finanziell investiert, was ich nicht kann; aber ich könnte ja auch JETZT GERADE irgendwas bauen, eine Kiste zum Beispiel, statt hier meine bloße IDEEN aufzuschreiben. Aber ich mache es nicht und ich will es nicht und ich fürchte, dass es mir nicht wichtig genug vorkommen wird, den Vormittag planlos herumzusägen und zu -schrauben. Das ist es. Ist doch verrückt: Ich werde in einigen Stunden voraussichtlich zufriedener sein, wenn ich diesen Text, in dem ich klage, nichts Konkretes zu machen, ein paar Absätze weitergetrieben habe, als wenn ich jetzt in die Werkstatt nebenan gehe und tatsächlich irgendwas Konkretes bauen würde.

Ich habe aber eben auch gerade keine tolle Idee, was zu bauen. Es geht ja darum, Ideen umzusetzten (...um daraus Befriedigung zu erlangen??) und nicht darum, irgendwas zu machen, was einem egal ist oder was man machen muss.
Immerhin ahne ich, dass ich deswegen so viele abstrakte Ideen habe (für Texte, für Websites, für Filme), weil ich mich so viel mit Abstraktem, Virtuellem beschäftige. Ich verbringe so viel Zeit vor dem Computer, die meisten meiner Aufträge zum Geldverdienen kommen digital und ich liefere sie digital ab. Die ganzen E-Mails... Und obwohl ich mich wie gelähmt fühle, wenn ich mir vorstelle, das zu ändern (schließlich kann ich hier am Bildschirm auch in der Wärme sitzen und gemütlich Tee schlürfen), fühle ich mich gleichzeitig sehr wenig lebendig dabei. Ich kann den PC auch nicht so einfach wegschmeißen, mein Einkommen hängt von der PC-Arbeit ab und viel meiner Befriedigung tatsächlich auch von dem abstrakten Kreativen, das ich digital produziere. Wenn ich dann doch überlege, wie ich da rauskommen soll oder den Computer aus meinem Leben zurückdrängen könnte, vertage ich die Sache auf den Sommer (da kann ich ja mal was bauen) oder auf die Zeit, in der ich mal Kinder habe (mit denen werde ich mich GERNE real beschäftigen). Ja ja, wer's glaubt. Ist ja vielleicht schon Suchtverhalten, dieses Computern - ob ich damit jetzt Geld verdiene oder nicht.

ABER Sie sind ja hier, um Ideen zu hören. Also, raus damit, heute werde ich mal ordentlich was abarbeiten.

Die schönste und zweitneueste Idee hatte ich zusammen mit meiner greatest Freundin of the world, Johanna. Und zwar werden wir eine Kampagne starten (ja, natürlich mit einer Website), in der wir Spenden für eine Weltraumfahrt von uns beiden sammeln. Auf dieser Weltraumfahrt werden wir zum Wohle der ganzen Menschheit miteinander vögeln und Erfahrungen mit Sex in der Schwerelosigkeit sammeln. Wir haben uns da nämlich ein paar Gedanken darüber gemacht und uns sehr ernsthaft gefragt, wie sich das anfühlt, welche Stellungen angebracht wären, ob das überhaupt geht - mehr als genug gute Gründe (das waren schließlich drei; einer hätte auch schon gereicht!), es praktisch auszuprobieren. Ich bin/wir sind noch nicht groß dazu gekommen, aber wir müssen jetzt mal rausfinden, was das kosten würde, und bei Atmosfair müssen wir erfragen, was es kostet, das dabei entstehende CO2 zu kompensieren. Aus ökologischen Aspekten ist dieser Flug natürlich sowieso problematisch, aber wir würden das halt wirklich gerne ausprobieren. Aber dann wenigstens pseudo-CO2-neutral mit Kompensation. Dann müssen wir unser Projekt erklären, Termine vorschlagen und Spendenmöglichkeiten einrichten. Ist das nicht mal eine tolle Idee?

Hier ein toller Werbespot aus den 90ern für ein Weltraumtrainingslager in Russland,,,

13
Jan
2010

1 Die Ideen kommen - Würfel&Kollegen

Die Ideen kommen und es ist schön, wenn sie kommen. Es macht Spaß, sie durchzudenken und mir auszumalen, wie sie umgesetzt werden und mich schließlich zu einem zufriedenen, beschäftigten, geschätzten und wohlhabenden Mann machen. Und, im besten Fall, die Welt besser machen, Einkommensquellen für meine Freunde bereitstellen, andere Menschen auf gute Ideen bringen und der zerstörerischen Werbekommerzmarktwirtschaft ein bisschen Wind aus den Segeln nehmen.

LEIDER bedeuten die meisten Ideen viel Arbeit, die ich nicht unbedingt angehen will, sie benötigen Kapital zu ihrer Umsetzung, das ich nicht habe, oder sie bringen wahrscheinlich nicht das Geld ein, das sie kosten. Manchmal sind sie auch fünf Minuten nach ihrer Manifestierung schon nicht mehr so gut, und taugen 20 Minuten später überhaupt nichts mehr.

Ich habe immer versucht, die Ideen zu sammeln, um sie vielleicht irgendwann umzusetzen. 37 Jahre später sehe ich langsam ein, dass den meisten Ideen keine Umsetzung durch mich bestimmt zu sein scheint. Die Ideen, die ich umgesetzt habe, haben nur wenige der genannten Kriterien erfüllt und mich, das ist das Messbarste, nicht zu einem wohlhabenden Mann gemacht. Deswegen werden die Ideen jetzt veröffentlicht. Damit gebe ich sie nicht auf, aber ich gebe ihnen eine Chance, einen anderen Weg zur Umsetzung zu finden. Wenn Sie eine der Ideen umsetzen wollen, dann bitte nur im Einverständnis mit mir. Sonst behalte ich mir vor, Ihnen meine Anwälte auf den Hals zu hetzen. Wenn Sie nett fragen, könnte es dagegen ganz einfach für Sie sein, mit einer meiner Ideen ein zufriedenes, beschäftigtes, geschätztes und wohlhabendes Wesen zu werden. Und, im besten Fall, die Welt besser zu machen, Einkommensquellen für Ihre Freunde bereitzustellen, andere Menschen auf gute Ideen zu bringen und der zerstörerischen Werbekommerzmarktwirtschaft ein bisschen Wind aus den Segeln zu nehmen.

MichaHerrenhaeuserGaertenKlein
Damit Sie sehen, dass ich es ernst meine, fange ich gleich mit einer meiner Lieblingsideen an. Dazu muss ich noch kurz was zu meiner derzeitigen Situation sagen (Leser_innen meines „Ankommen in Sieben Linden“-Blogs auf www.mitv.de können sich den folgenden Absatz sparen). Ich lebe in einer Gemeinschaft von etwa 110 Menschen auf dem platten Land in Sachsen-Anhalt. Wir bauen dort nach und nach ein neues Dorf auf, das in sozialer, ökonomischer und ökologischer Hinsicht viel besser funktionieren soll (und meiner Ansicht nach auch funktioniert) als herkömmliche Dörfer. Wir kennen uns gut, kommunizieren leidenschaftlich gern miteinander, teilen uns Autos, versorgen uns mit Brennholz, Solarstrom, Wasser und vielen Lebensmitteln selbst.
Ein Haken an diesem Projekt ist die Finanzierung. Es ist viel zu wenig Geld da. Es ist mühsam, sich weitab von Städten Geld zu verdienen und man kann eben leider nicht alles selbst machen. Die neuen Häuser, das gute Essen, die Arbeit der Gärtner_innen und Brennholzmacher_innen, das muss alles bezahlt werden.

Neue Ideen entstammen bei mir also oft der Vorgabe, dass sie auch in unserem Dorf umsetzbar sein sollen - weitab von Publikumsverkehr, oft internetbasiert - , dass sie interessante Menschen in unser Dorf locken sollen bzw. ihnen dort Arbeit geben sollen und dass sie nicht gegen unsere Grundidee arbeiten, die Welt eher „besser“ zu machen (zukunftsfähiger - global gerechter - friedlicher). Eine solche Idee ist die Agentur

Würfel und Kollegen Kommunikation

Das ist eine Agentur für gute Werbung. Im Gegensatz zur herkömmlichen Werbeindustrie, die auf abscheuliche Weise den skrupellosen Dealer für die Marktwirtschaft spielt, schreiben wir von uns aus Firmen an, die das Potenzial hätten, auch zu einer weniger zerstörerischen Wirtschaft beizutragen (Bahn, Lebensmittel, Ohrstöpselhersteller). In unserem Brief machen wir sie messerscharf auf ihre Kommunikationsunsinnigkeiten und –Peinlichkeiten aufmerksam. „Guten Firmen“ bieten wir Beratung oder komplette Kampagnen an. Ich persönlich könnte das (ich wäre ein toller Werbetexter, habe mich aber in meiner Adoleszenz dem Wehrdienst und der Arbeit als Werber verweigert), natürlich bedarf diese Idee kreativer Mitarbeiter, die das auch könnten.
Unser Motto wäre: „Werbung muss weg“, aber so lange es sie noch gibt, müssen die guten Firmen sich besser behaupten als die Weltzerstörer, und dabei helfen wir.
Zugegeben, an dieser Idee ist nichts interessant, wenn wir (die zu gründende Agentur) nicht tatsächlich was zu bieten haben. Aber das haben wir. Zum Beispiel habe ich schon eine tolle Idee für eine Reklame für Oropax. Und zwar: Riesenposter, schwarzweiß, ein Matratzenlager. 70er-Style, alle liegen kreuz und quer und schlafen fest. Dazu der Spruch: „WIR MACHEN GEMEINSCHAFT MÖGLICH. OROPAX“.
Solche Ideen würden wir pauschal verkaufen, die Umsetzung könnten für den Anfang irgendwelche Dienstleister machen, für 5000 Euro gehört Ihnen diese Werbung. Na, Oropax, was sagt ihr?
Zu Würfel und Kollegen würde eine äußerst dezente und seriöse Website gehören, und wir würden damit anfangen, im Namen aller Kunden Briefe an Firmen zu schreiben - zum Beispiel an die Bahn. Und sie darauf aufmerksam machen, dass die automatischen Begrüßungen in den Zügen völlig sinnlos sind - bevor mir eine Stimme vom Chip „einen schönen Tag“ wünscht, habe ich lieber meine Ruhe. Noch blöder ist die Verabschiedung, welche die Zugbegkeiter in den persönlichen Ansagen durchzugeben angehalten sind: „Tschüs und auf Wiedersehen“. EINE VERABSCHIEDUNG REICHT, ich will im Zug doch nicht vollgelabert werden.
Natürlich wären unsere Briefe an die Firmen nicht so erregt und vulgär, wie ich das eben formuliert habe, sondern absolut souverän und höflich. Oh, je, die Bahn würde so viel Post bekommen. Ebenso die Telekom, wobei natürlich zu prüfen wäre, ob das eine Firma ist, „die das Potenzial hätte, auch zu einer weniger zerstörerischen Wirtschaft beizutragen“. Bei den ehemaligen Monopolisten ist so viel falsch gelaufen... Aber das soll jetzt nicht unsere Sorge sein.
Das Schöne an Würfel und Kollegen ist, dass die Sammlung der Briefe an die Firmen schon in künstlerischer Hinsicht ein interessantes Projekt sind. Wenn dann also nie Aufträge kommen, ist nichts umsonst gewesen. Nur würde das Einkommen fehlen, das ich mir erhofft habe. Wenn ich nicht mit arbeiten (ich habe kurioserweise immer wieder Jobs, die mir auch auf dem platten Land ein Einkommen gewähren) und Dorfaufbau und Ideenhaben beschäftigt wäre, gäbe es Würfel und Kollegen auch schon längst.
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Der Mann mit den 1000 Ideen

Was ist das hier?

"Die Ideen kommen und es ist schön, wenn sie kommen..." Eine Einführung zu dieser Seite finden Sie ganz unten, zu Beginn des ersten Eintrages. Ansonsten ist noch darauf hinzuweisen, dass dies hier nicht nur eine bestenfalls unterhaltsame, amüsante Kolumnensammlung ist, sondern tatsächlich eine Aufzählung von mehr oder weniger guten Ideen - die ja vielleicht mit Ihrer Hilfe in die Welt wollen! Also, kommentieren Sie Ideen, die Sie irgendwie ansprechen. Mal sehen, ob dann mehr draus wird, als wenn ich die Ideen nur in meine Privatkladden kritzele...

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