29
Jan
2010

8 Sünde BILD

Ich könnte es mir ja auch einfach machen und einfach rauskopieren, was ich in Verzeichnissen auf der Festplatte finde, was ich selbst wie zum ersten Mal lese und wo ich selbst merke, dass die Totenstarre längst eingetreten ist. In der wirklichen Welt wäre diese Idee schon wieder zu dem Staub geworden, aus dem sie kam:

Sünde Bildzeitung

„Wäre doch schön, einen Sündenbock für all das Elend auf der Welt zu finden. Den Grund dafür, dass Menschen ätzend, gemein, brutal und verlogen sind. Dass sie andere Quälen, töten, zerstören, diffamieren. Dass sie ihre Kinder vernachlässigen und die Augen verschließen, wenn es um die Folgen der eigenen Taten geht.
Weil, eigentlich wollen doch alle dasselbe. Jeder will doch glücklich sein. Wieso kommen so viele auf die Idee, dass sie das erreichen, indem sie über Leichen gehen?
Vielleicht liegt es an Dummheit. An Unwissenheit.
Daran, dass die Menschen Tag für Tag aufgehetzt und belogen werden.
Mir würde schon ein Sündenbock einfallen.“
BILD
Ein Film über die Macher der Hetzmedien – mit deren eigenen Mitteln – bedrängen, diffamieren, dazwischen Porno.

4 Die Werbesendung

Eine alte Idee, die immer noch so gut ist, dass sie sofort umgesetzt werden sollte: Die Werbesendung.
Werbung erfüllt heute eigentlich den Tatbestand der Gehirnwäsche. Mindestens den der Propaganda. Ja, ich weiß, ich habe schon bei der ersten Idee gegen Werbung gewettert... Aber das ist auch nötig! Lesen Sie weiter!
Versprochen wird preiswerte Ware, die glücklich macht. Nebenwirkungen werden nicht genannt, dabei ist der ungebremste Konsum für viele Probleme der Menschheit mitverantwortlich und bei fast allen zumindest indirekt beteiligt. Werbung ist der Dealer des Konsums, der Wirtschaft, der Trends. Globale Ungerechtigkeiten (die Polarisierungen zwischen Industrieländern und „Entwicklungsländern“), Energieverbrauch (der zu Umweltzerstörungen -Klimaveränderungen- und damit zu Lebensraumvernichtung und sogar zu Kriegen führt) und viele andere weltweite Probleme wären lösbar, wenn nicht wirtschaftliche Interessen dahinterstehen, die von Konsumenten mitgetragen werden, die das in den meisten Fällen gar nicht wissen und persönlich ablehnen würden. Ob eine bessere Welt möglich ist, werden wir nicht erfahren, wenn wir das Tabu nicht durchbrechen, die Wirtschaft und ihre Aktivitäten so kritisch zu beurteilen, wie wir auch die Politik durch die Medien begleiten - es nützt da ja schon wenig genug.

Werbekampagnen sind Teil unseres Lebens. Wir nehmen sie wahr und unterhalten uns darüber, weit mehr als über Theaterinszenierungen oder Hörfunkprogramme, die in den Medien ausführlich besprochen werden. Jeder kennt „Geiz ist Geil“, kaum einer kann den Werbebeilagen mit den großen, doch vermeintlich billigen Preisen widerstehen. Wir lassen unser Fernsehprogramm von Werbung unterbrechen und wenn in einem Restaurant das Radio angeschaltet ist, kommt niemand auf die Idee, bei Werbeeinspielungen leiser zu drehen. Doch wann wird über Kampagnen berichtet? Wo wird Werbung als kulturelles Element verstanden und entsprechend besprochen?Wann wird kritisiert, der Wahrheitsgehalt von Werbeaussagen überprüft, die Aussage in Zusammenhang mit der Produktion des Produktes gestellt? Wo wird in journalistischer Qualität mit den Konkurrenten verglichen, wo findet Empörung ein Forum, wo kann Werbeinformation auch mal bestätigt werden?
Längst überfällig:

Die Werbesendung.

„Die Werbesendung“ wird ein regelmäßig gesendetes, aktuelles Format fester Länge im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Die Länge von 30 Minuten erscheint sinnvoll. Mittelpunkt jeder Sendung wird eine aktuelle Werbekampagne. Wir stellen die Kampagne, ihren Umfang (Printmedien, Werbespots, Außenwerbung) und ihre Macher vor, sammeln spontane Eindrücke bei „Konsumenten“(will sagen: ganz normalen Menschen) durch Umfragen oder bei Screenings, berichten über das beworbene Produkt und vergleichen mit Hilfe von Experten die Aussage der Kampagne mit dem tatsächlich zum Verkauf stehenden Produkt. Was will die Kampagne erreichen, was kann das beworbene Produkt überhaupt leisten?
Weiterhin beleuchten wir die gesellschaftliche Position und Relevanz des Produktes. Was für volkswirtschaftliche Folgen hat es zum Beispiel, wenn Konzerne wie Metro (SATURN, „Geiz ist geil“) beherrschende Marktpositionen gewinnen?
Wir vergleichen beworbene Produkte mit Artikeln der Konkurrenz bzw. „Mitbewerbern“ und berichten kritisch über die Produktionsvorgänge, insbesondere, wenn Produkte in Fernost oder anderen Niedriglohnländern hergestellt werden.

Wir wollen die Wirtschaft nicht per se verurteilen – auf gar keinen Fall. Wir alle sind Wirtschaft. Wir können auch gar nicht zwischen gut und böse unterscheiden. Keine Firma soll isoliert kritisiert werden, wenn ihre Kritik auch für die Mitbewerber gilt.
„Die Werbesendung“ soll aber Möglichkeiten bieten, bewusste Produktion und ehrliches Marketing zu belohnen – der Verbraucher soll schlicht die Mittel zur Hand haben, selbst zu entscheiden, was er kauft oder nicht, und sich äußern können, wenn durch Werbung manipuliert, polemisiert oder schlichtweg genervt wird.

Kann und darf es „Die Werbesendung“ geben?

Politische Pressefreiheit ist uns sehr wichtig und gilt als Grundvorraussetzungen moderner Demokratien – die Abhängigkeit der Medien von Werbezeit kaufender Industrie dagegen ist gesetzlich nirgendwo geregelt, für die gibt es auch wenig Problembewusstsein in der Gesellschaft. Wie auch? Es gibt keine starken und "lauten", von der Werbewirtschaft unabhängigen Institutionen. Wer soll denn ansprechen, dass die Medien mitnichten frei, sondern mit wenigen Ausnahmen auch von Werbekunden abhängig sind? Es gibt werbefreie Rundfunkkanäle und –sender, aber deren Stimmen sind ungleich leiser zu vernehmen als der werbefinanzierte Mainstream. Außerdem sind sie oft selbst durch ein kompliziertes Gefüge mit abhängigen Institutionen verbunden, auch ARTE und 3Sat beispielsweise mit den deutschen öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten, die einen beträchtlichen Anteil ihres Budgets mit Werbeeinnahmen bestreiten. Auch die Politik ist von der Wirtschaft nicht unabhängig und nimmt Einfluss auf die Sender, obwohl deren Unabhängigkeit verfassungsrechtlich notwendig ist. Ich bin mir über diese Hintergründe bewusst. Trotzdem halte ich eine Sendung wie die hier umrissene für so notwendig und ihre Notwendigkeit auch für so einleuchtend, dass ich darauf hoffen darf, engagierte Redakteure, Politiker und Kreative zu finden, die ihre Umsetzung unterstützen.

Haben Sie gemerkt, dass ich diesen Text da nicht gerade eben live verfasst habe? Nein, ich habe ihn aus einem Exposé herauskopiert und rasch überarbeitet, das ich schon 2003 oder 2004 geschrieben habe. Ich sehe ja inzwischen gar nicht mehr fern und habe mich aus der täglichen Werbebeballerung ganz gut herausgezogen - aber das wäre mir immer noch ein Anliegen, für das ich zumindest eine Zeitlang den Wohnort wechseln und mich auf all die Kompromisse einlassen würde, die die Arbeit beim Fernsehen mit sich bringen würde. Redakteure: Rufen Sie mich an bzw. schreiben Sie mir!

3 - Flyerwerkstatt

Es geht gleich weiter mit der neuesten Idee, deren besonderer Reiz darin liegt, dass sie möglicherweise schon sehr bald wahr wird.
Weil ich bisher schon für eine Seminarreihe die Herstellung von Flyern organisiert habe, hat sich ergeben, dass ich diese Flyer in Zukunft mit Farblaserdrucker und Falzmaschine selbst herstellen werde. Die Geräte werden praktisch dadurch finanziert, dass ich eine größere Stückzahl dieser Flyer sowieso herstellen muss. Dadurch habe ich ohne eigenes Kapital auf einmal die technische Möglichkeit, farbig bedruckte, perfekt gefalzte Flyer herzustellen. Ich könnte diesen Service bundesweit anbieten - vielleicht mit Layout-Service. Zum Beispiel: 200 Flyer, farbig bedruckt, inklusive einfachem Layout, für 55 Euro. Ich bekomme per E-Mail oder Post die Texte, die auf die Flyer sollen, gestalte das unaufwändig und schicke meinen Flyervorschlag an den/die Kunden/Kundin und drucke und verschicke das dann bei Gefallen (kleine Gedankennotiz: Da muss groß MUSTER draufstehen, sonst landet das doch beim Copyshop. Obwohl, da wäre das viel teurer. Eigentlich ist 55 Euro noch zu billig. Das rechne ich nochmal durch...).

2 Grübeln und Sex in Space

Der Mann mit den 1000 Ideen ist wieder mal der Grübelei verfallen. Gerade stand er in der Holzwerkstatt von Sieben Linden und hat sich den neuen Werkstattanbau von innen angeschaut. Zur Erinnerung: Im geplanten Ökodorf Sieben Linden leben die Hälfte der Bewohner_innen noch im Bauwagen, für viele, mich eingeschlossen, ist ein großes Rätsel, woher denn das Geld und die Kraft und die Zeit kommen sollen, sich ein schönes, gut gedämmtes (aktuelle Schlagzeile: „Der Januar war viel zu kalt“), gemeinsames Haus zu bauen. Und dann kam im letzten Jahr der Schreinermeister Johannes nach Sieben Linden, beschloss zu bleiben, die Werkstatt mitzuübernehmen und zu erweitern. Drei Monate später hat die Werkstatt einen neuen, großen Saal, fertig gedämmt und gestrichen, in dem es jetzt schon wärmer ist, als es zumindest auf Fußbodenhöhe in meinem Bauwagen im Winter jemals wird, obwohl die Werkstatt gerade gar nicht geheizt wird. In anderen Worten: Faszinierend. Und aus den Fenstern dieses noch leeren großen neuen Raumes sieht man die bunten winzigen Bauwagen des nächstgelegenen Wagenkreises. Das ist mal ein Beispiel für eine wahr gewordene Idee, und nicht nur das, es ist auch eine real gewordene Idee, die sich nicht nur im Internet abspielt. Ich frage mich - kann ich das auch? Warum mache ich es nicht? Warum mache ich nicht was Konkretes, zumindest etwas Konkretes, das nicht viel Geld kostet? Johannes hat natürlich auch finanziell investiert, was ich nicht kann; aber ich könnte ja auch JETZT GERADE irgendwas bauen, eine Kiste zum Beispiel, statt hier meine bloße IDEEN aufzuschreiben. Aber ich mache es nicht und ich will es nicht und ich fürchte, dass es mir nicht wichtig genug vorkommen wird, den Vormittag planlos herumzusägen und zu -schrauben. Das ist es. Ist doch verrückt: Ich werde in einigen Stunden voraussichtlich zufriedener sein, wenn ich diesen Text, in dem ich klage, nichts Konkretes zu machen, ein paar Absätze weitergetrieben habe, als wenn ich jetzt in die Werkstatt nebenan gehe und tatsächlich irgendwas Konkretes bauen würde.

Ich habe aber eben auch gerade keine tolle Idee, was zu bauen. Es geht ja darum, Ideen umzusetzten (...um daraus Befriedigung zu erlangen??) und nicht darum, irgendwas zu machen, was einem egal ist oder was man machen muss.
Immerhin ahne ich, dass ich deswegen so viele abstrakte Ideen habe (für Texte, für Websites, für Filme), weil ich mich so viel mit Abstraktem, Virtuellem beschäftige. Ich verbringe so viel Zeit vor dem Computer, die meisten meiner Aufträge zum Geldverdienen kommen digital und ich liefere sie digital ab. Die ganzen E-Mails... Und obwohl ich mich wie gelähmt fühle, wenn ich mir vorstelle, das zu ändern (schließlich kann ich hier am Bildschirm auch in der Wärme sitzen und gemütlich Tee schlürfen), fühle ich mich gleichzeitig sehr wenig lebendig dabei. Ich kann den PC auch nicht so einfach wegschmeißen, mein Einkommen hängt von der PC-Arbeit ab und viel meiner Befriedigung tatsächlich auch von dem abstrakten Kreativen, das ich digital produziere. Wenn ich dann doch überlege, wie ich da rauskommen soll oder den Computer aus meinem Leben zurückdrängen könnte, vertage ich die Sache auf den Sommer (da kann ich ja mal was bauen) oder auf die Zeit, in der ich mal Kinder habe (mit denen werde ich mich GERNE real beschäftigen). Ja ja, wer's glaubt. Ist ja vielleicht schon Suchtverhalten, dieses Computern - ob ich damit jetzt Geld verdiene oder nicht.

ABER Sie sind ja hier, um Ideen zu hören. Also, raus damit, heute werde ich mal ordentlich was abarbeiten.

Die schönste und zweitneueste Idee hatte ich zusammen mit meiner greatest Freundin of the world, Johanna. Und zwar werden wir eine Kampagne starten (ja, natürlich mit einer Website), in der wir Spenden für eine Weltraumfahrt von uns beiden sammeln. Auf dieser Weltraumfahrt werden wir zum Wohle der ganzen Menschheit miteinander vögeln und Erfahrungen mit Sex in der Schwerelosigkeit sammeln. Wir haben uns da nämlich ein paar Gedanken darüber gemacht und uns sehr ernsthaft gefragt, wie sich das anfühlt, welche Stellungen angebracht wären, ob das überhaupt geht - mehr als genug gute Gründe (das waren schließlich drei; einer hätte auch schon gereicht!), es praktisch auszuprobieren. Ich bin/wir sind noch nicht groß dazu gekommen, aber wir müssen jetzt mal rausfinden, was das kosten würde, und bei Atmosfair müssen wir erfragen, was es kostet, das dabei entstehende CO2 zu kompensieren. Aus ökologischen Aspekten ist dieser Flug natürlich sowieso problematisch, aber wir würden das halt wirklich gerne ausprobieren. Aber dann wenigstens pseudo-CO2-neutral mit Kompensation. Dann müssen wir unser Projekt erklären, Termine vorschlagen und Spendenmöglichkeiten einrichten. Ist das nicht mal eine tolle Idee?

Hier ein toller Werbespot aus den 90ern für ein Weltraumtrainingslager in Russland,,,
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Der Mann mit den 1000 Ideen

Was ist das hier?

"Die Ideen kommen und es ist schön, wenn sie kommen..." Eine Einführung zu dieser Seite finden Sie ganz unten, zu Beginn des ersten Eintrages. Ansonsten ist noch darauf hinzuweisen, dass dies hier nicht nur eine bestenfalls unterhaltsame, amüsante Kolumnensammlung ist, sondern tatsächlich eine Aufzählung von mehr oder weniger guten Ideen - die ja vielleicht mit Ihrer Hilfe in die Welt wollen! Also, kommentieren Sie Ideen, die Sie irgendwie ansprechen. Mal sehen, ob dann mehr draus wird, als wenn ich die Ideen nur in meine Privatkladden kritzele...

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